Sozialverhalten
Das Zusammenleben der Hirscharten unterscheidet sich teilweise stark. Obwohl einige Arten als Einzelgänger leben, bilden die meisten Arten Rudel. Rothirsche etwa leben außerhalb der Brunftzeiten getrennt nach Geschlechtern. Die Weibchen sammeln sich im sogenannten Kahlwildrudel. Hier schließen sich mehrere Mutterfamilien (Alttier, Jungtier und Jährling) zusammen. Vor allem die jungen Männchen leben zeitweise im Hirschrudel. Obwohl es eine Rangordnung im Rudel gibt, besteht im Gegensatz zum weiblichen Pendant kein Leittier. Hirsche über 10 Jahre verlassen oftmals die Rudel und leben alleine. Ähnlich den Hirschen bilden auch Rehe Rudel, den sogenannten Sprung. Diese sind aber zeitlich begrenzt (von Herbst nach der Paarung bis in den Spätwinter) und weit loser im Verbund als bei den Hirschen.
Während der Brunftzeit schart ein Männchen, der sprichwörtliche „Platzhirsch“, mehrere Weibchen und den gemeinsamen Nachwuchs um sich. Konkurrenz anderer männlicher Artgenossen wird nicht geduldet. Seinen Status untermauert der Platzhirsch in Kämpfen mit den Herausforderern. Die Geweihe dienen als Waffen. Somit sichert er sich das Paarungsvorrecht bei den Weibchen. Die Paarung findet wie bei fast allen Hirscharten Mitteleuropas im Herbst oder Winter statt.
Beim Rotwild etwa ist die Brunftzeit von Mitte September bis Mitte Oktober. Die Kahlwildrudel sammeln sich an den Brunftplätzen (Lichtungen, Felder, Wiesen). Der Platzhirsch schirmt das Rudel von allen potenziellen Konkurrenten ab. Das Röhren und Schreien der Hirsche ist typisch für diese Zeit. Hirschmännchen nehmen während der Brunft kaum Äsung (Nahrung) zu sich und verlieren bis zu 20 Kilogramm an Gewicht. Das einzelne Weibchen ist nur zwei bis drei Tage brünftig. Nachdem der Platzhirsch die Weibchen begattet hat, trennen sich Hirsch und Kahlwildrudel wieder. Gut acht Monate sind die Weibchen dann trächtig. In der „Setzzeit“, etwa im Mai, gebärt die Mutter dann das Kalb. Bis in den kommenden Winter wird es gesäugt.